Expertise

Wo geht die Reise für Fußball-Deutschland hin?

Die WM 2022 ist Geschichte und hat uns aufgezeigt, dass die Entwicklung im Vergleich zu anderen Nationen weiter rückläufig ist. Erkannt wurde der Trend zweifelsfrei schon vor Jahren...
Wo geht die Reise für Fußball-Deutschland hin?
Duell zweier Hochbegabter: Der deutsche Nationalspieler Jamal Musiala (links) gegen Jude Bellingham. Beide spielten als Jugendliche gemeinsam für England, das dem DFB in der Nachwuchsförderung voraus ist. © dpa
Wo geht die Reise für Fußball-Deutschland hin?
Duell zweier Hochbegabter: Der deutsche Nationalspieler Jamal Musiala (links) gegen Jude Bellingham. Beide spielten als Jugendliche gemeinsam für England, das dem DFB in der Nachwuchsförderung voraus ist. © dpa
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Duell zweier Hochbegabter: Der deutsche Nationalspieler Jamal Musiala (links) gegen Jude Bellingham. Beide spielten als Jugendliche gemeinsam für England, das dem DFB in der Nachwuchsförderung voraus ist. © dpa

Die WM 2022 ist Geschichte und hat uns aufgezeigt, dass die Entwicklung im Vergleich zu anderen Nationen weiter rückläufig ist. Erkannt wurde der Trend zweifelsfrei schon vor Jahren und dementsprechend Ursachenforschung betrieben. Diese Analysen, Gutachten und Forschungen haben auch Ergebnisse erbracht sowie zu Lösungsvorschlägen geführt.

Allerdings hat sich dann gezeigt, dass wir bei der Ergebnisfindung der umzusetzenden Lösungswege viel zu unbeweglich agieren können. DFB/DFL, Landesverbände, Vereine mit LZ und Vereine ohne LZ benötigen viel zu lange, um sich zu einigen. Alle wollen/sollen mit ins Boot genommen werden. Ein sehr guter Vorsatz, aber passen wirklich alle in ein Boot oder können zumindest alle bestimmen, in welche Richtung gefahren wird?

Ich denke nicht. Die Interessenlagen und Perspektiven sind doch sehr vielfältig.

„Die Probleme liegen viel tiefer“
Offenbach – Weil die Herren-Nationalmannschaft, das Aushängeschild des deutschen Fußballs, seit ein paar Jahren Sorgen bereitet, wird aktuell vieles auf den Prüfstand gestellt. Auch die Ausbildung in den Klubs. Alfred Kaminski entdeckte einst den späteren Nationalspieler Philipp Wollscheid (33, u.a.…
Alfred Kaminski, Leiter des Leistungszentrums von Kickers Offenbach, äußert sich bei OP-Online zur Kritik am deutschen Fußballnachwuchs.

Kurz nach der WM wurde schon darüber diskutiert, dass wir keine zentralen Stürmer oder Außenverteidiger haben. Hatten wir das vor Jahren nicht schon einmal, als es um die Mittelfeldspieler ging? Um Spieler, die 1:1 gehen können?

Mir ist das deutlich zu einfach! Im Spiel stehen üblicherweise 11 Spieler auf dem Feld. Berücksichtigen kann man dann noch die verschiedenen Spielsysteme. Hier gilt es gleichermaßen auf alle Positionen Spieler, den jeweiligen Anforderungen entsprechend, auszubilden. Ansonsten sehen wir in 8-12 Jahren Defizite, z.B. auf der 6er-Position.

Der prozentuale Anteil der U 23 Spieler in der BL/2. BL ist in den letzten 10 Jahren relativ stabil. Allerdings geht der Anteil der Spieler, die in Deutschland ausgebildeten wurden, deutlich zurück und dementsprechend steigt der Anteil der im Ausland ausgebildeten Spieler.

Nachweisbar ist auch, dass der Weg für in Deutschland ausgebildete Jugendspieler in die Bundesliga / 2. Bundesliga fast ausschließlich über die Leistungszentren führt.

Die Einführung 2002 hat sich als absolut richtig erwiesen. Die Anforderungen an den Betrieb von Leistungszentren wurden der Entwicklung angepasst und permanent erhöht. Diese Weiterentwicklung sollte man fortsetzen. Derzeit gibt es 57 Leistungszentren in Deutschland und diese haben in den letzten 20 Jahren nicht nur für die Profivereine sehr gut ausgebildete Spieler hervorgebracht. Die Masse spielte oder spielt in Amateurvereinen und hat auch dort das Niveau gehoben. Andere spielen kein Fußball mehr, haben aber z.B. über die Persönlichkeitsentwicklungen ihre Erfahrungen auch in die Berufswelt mitnehmen können. Bedauerlicherweise werden bei uns eher die negativen Einzelfälle hervorgehoben, bei welchen es mal Schwierigkeiten gab oder gibt.

Natürlich muss man immer wieder evaluieren, kontrollieren, bewerten und anpassen. Ohne Entwicklung kein Fortschritt.

Hier möchte ich nun ansetzen und Denkanstöße geben:

  • Verpflichtung für 3. Ligisten/Regionalligisten ohne Leistungszentren mindestens 2 Spieler nach der U 23 Regelung in der Anfangsformation und weiterhin insgesamt 4 U 23 Spieler (Regionalliga) (bei 20 Spielern gesamt auf dem Spielberichtsbogen, ist diese Anzahl höher, ist ausschließlich die Anzahl der U 23 Spieler zu erhöhen) bei Pflichtspielen aufzubieten.
  • Verpflichtung aller LZs zum Betrieb einer U 21 / U23, um im Übergangsbereich wieder für mehr Spielpraxis zu sorgen. Eingliederung in eine jeweils adäquate Liga oder Schaffung einer eigenen Liga.
  • Einführungen von LZ-Ligen ohne Auf- und Abstiege ab der U 16. Mannschaften. Mannschaften aus nicht LZs könnten sich ggf. bis zum Halbjahr über ihre Landesverbände qualifizieren und in der 1. Jahreshälfte (2. Saisonhälfte) an den LZ-Runden teilnehmen. Denkbar wären auch Landesauswahlen (ohne LZ-Spieler) der jeweiligen Jahrgänge, die ab diesem Zeitpunkt an den Runden teilnehmen. So würde man auch die jeweiligen „starken“ Jahrgänge der Vereine ohne LZ oder die Förderung über die Landesverbände besser berücksichtigen. Meisterschaften werden weiterhin ausgespielt.
  • Keine Förderung der LZ-Spieler mehr über die Landesverbände. Dort erfolgt die Förderung ausschließlich für Spieler aus Vereinen ohne LZ
  • Anpassung der finanziellen Zuschüsse durch DFL/DFB, unter Berücksichtigung der tatsächlichen Qualität und des Aufwandes, für alle LZs gleich
  • Anhebung der Anforderungen der Trainerlizenzen in den LZs ab U 17 auf mindestens A+ oder vergleichbar (A-Lizenz bis 2023, anerkannte UEFA-Lizenzen). Zugehörigkeit als Trainer im Jugendbereich von mindestens 5 Jahren, als Anforderung für die UEFA Pro Lizenz

Schauen wir uns die vorgenannten Gedanken einmal an. Die meisten Vereine in Deutschland wären davon nicht direkt betroffen, sondern nur der Profi- und Spitzensport. Die Entscheidungen der direkt Betroffen sollte man vorrangig berücksichtigen.

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Ich möchte betonen, dass der hier verfasste Text sich ausschließlich auf den Herren-Fußball und die männliche Jugend bezieht.
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